Bandwettbewerbe

SpotlightIch habe eine geteilte Einstellung zum Thema Bandwettbewerbe. Das liegt daran, dass es ein paar wenige Wettbewerbe gibt, die ich empfehlen würde, dagegen jedoch jede Menge, von deren Teilnahme ich dringend abraten würde. Eine Band sollte sich zuvor immer fragen, was sie mit ihrer Teilnahme an einem Wettbewerb erreichen will. Einen Live-Auftritt? Von Branchenexperten „entdeckt“ werden? Preise gewinnen? Einen Plattenvertrag? Alle diese Sachen sind sicherlich schon passiert. Dennoch sollte man genau hinschauen. Denn jeder, der einen Wettbewerb organisiert, hat primär erst einmal eigene Interessen.

Im Fall von größeren Firmen (z.B. Jägermeister, Becks oder VW) geht es darum, die eigene Marke jung zu halten. Man tut etwas für die Jugend, um ihr letztendlich das Produkt zu verkaufen. Das wirkt: Vorbei sind die Zeiten, in denen Jägermeister nur von rotnasigen alten Herren getrunken wurden. Es ist zum Partygetränk geworden. Gegen diese Wettbewerbe ist häufig nichts zu sagen. Wer eine solche, sagen wir, „Rock Challenge“ gewinnt, genießt auch oft landesweite Presse. So etwas kann einer Band schon gut weiterhelfen. Auch kleinere Wettbewerbe, etwa für Radiosender oder lokale Banken, können interessant sein. Die Preise sind oftmals nicht riesig, aber manchmal sitzt der eine oder andere wichtige Plattenfirmenmensch im Publikum, der einen sonst nicht live sehen würde.

Manchmal stecken bis auf die Sponsorentätigkeit aber keine größeren Firmen hinter der Organisation des Wettbewerbs. Es können Privatpersonen bzw. unbekanntere Firmen sein oder auch Veranstalter. Bei den unbekannten Firmen und Privatpersonen geht es primär um Geld. Dessen muss man sich bewusst sein. Der weltweite Wettbewerb Emergenza verlangt zum Beispiel eine Teilnahmegebühr, die nicht ohne ist. Gästelisten gibt es nicht. Bands können verbilligte Tickets verkaufen, die sich aber dennoch oftmals im teureren Bereich bewegen. Und das müssen sie auch. Denn es kommen nur die Bands weiter, für die das Publikum am meisten abgestimmt hat (per Handzeichen). Wer am meisten Freunde mobilisiert, gewinnt. Meiner Meinung nach arbeiten in diesem Fall Bands für die Organisatoren und nicht andersherum, und das für einen fraglichen Nutzen. Wie glaubwürdig kann der Gewinner sein, wenn er dadurch gewinnt, dass er am meisten Freunde auf der Veranstaltung hatte? Auch Festivalveranstalter bedienen sich oft dieses Hilfsmittels, um Werbung für ihr Festival zu machen und mehr Zuschauer hinzulocken. Um teilzunehmen, muss man sich teilweise mit Videos online bewerben, große Banner auf seine MySpace- oder Bandwebsite stellen. Die meisten Bands gewinnnen ohnehin nicht. Und der Gewinner wird wahrscheinlich für eine halbe Stunde um 13 Uhr auf einer Nebenbühne auf dem Festivalgelände spielen dürfen.

Am interessantesten finde ich die Wettbewerbe, bei denen man einen Plattenvertrag gewinnen kann. Wie ernst ist das denn gemeint? Die Plattenfirma muss sich also für einen Künstler entscheiden, den sie unter Vertrag nimmt. Auch wenn es keinen Künstler unter den Teilnehmern gibt, der ihnen gefällt. Aber das ist für das Label nicht schlimm, denn Plattenverträge sind für Newcomer ohnehin immer so formuliert, dass die Plattenfirma keine tatsächlichen Pflichten hat. Bis auf den Vorschuss, aber den kann man ja klein halten. Nach dem Motto „friss oder stirb“ stellt man es der Band nun frei, ob sie unterschreibt oder nicht. Wer sich nicht absolut sicher ist, dass es mittlerweile in der Plattenfirma einige direkte Unterstützer der Band gibt, die für die Band kämpfen wollen, sollte nicht unterschreiben. Und wenn es diese gibt, kann man über den Inhalt des Plattenvertrags verhandeln. Ist die Plattenfirma nicht bereit zu verhandeln, hat sie auch kein Interesse. Es wird zu keiner Veröffentlichung kommen. Das kann man relativ sicher sagen.

Man sollte sich darüber hinaus bewusst sein, dass es nicht immer sauber zugeht bei Wettbewerben, bei denen eine Jury beteiligt ist. Das kann gut für die Künstler sein, die Kontakte zur Jury haben. Aber schlecht für alle anderen. Hier ist ein Beispiel, in dem Blogger die Gewinner eines größeren Songwriting-Wettbewerbs auseinandergenommen haben. Und wer von uns weiß denn, wie ehrlich es bei DSDS zugeht?

2 Gedanken zu “Bandwettbewerbe

  1. Da Dieter Bohlen wohl nie ein Casting für komplette Bands anbieten wird, frage ich mich, was man denn überhaupt noch machen kann um ein wenig Bekanntheitsgrad zu erlangen. Der Nutzen von Bandwettbewerbe sind natürlich für die Veranstaltern erheblich größer. Den Bands geht es ja auch meistens nicht um den Preis, sondern vielmehr um die Möglichkeit sich zu präsentieren. Es ist natürlich traurig, dass unbekannte Bands mit einer kleinen Fanbase nie gewinnen können, auch wenn sie noch so gut sind.

Hinterlasse einen Kommentar