Das Allerwichtigste am Erfolg: die Musik

Die drei Eckpunkte des Erfolgs als Popmusiker habe ich bereits aufgeführt: Musik, Image und Marketing. Wenn man sich die Charts anschaut oder das Radio einschaltet, mag es aussehen als sei die Musik nicht immer entscheidend für den Erfolg eines Künstlers. Das ist Ansichtssache. Geschmäcker sind verschieden. Es gibt viele Leute, die auf diese Musik stehen und Geld für sie ausgeben. Sonst wäre sie nicht erfolgreich. Nun also zur Frage: Was macht einen Hit aus?

Aus meiner Sicht gibt es vier Stufen für Popsongs:

Pyramide der Musikhits

Willkür

Am unteren Ende befinden sich all die Songs von überwiegend unbekannten Künstlern, die oftmals aufgrund mangelnder Erfahrung gängige Regeln des Songwritings nicht befolgen. Das ist im Grunde in Ordnung, so lange man nicht erwartet, dass man damit berühmt wird. Es handelt sich zum Beispiel um Stücke, die kurz oder zu lang sind, Stücke ohne Refrain bzw. „Hook“, monotone Stücke ohne Abwechslung, Stücke ohne klar erkennbare Akkordstruktur, Melodie oder Tonart und vieles mehr. Dass es Regeln gibt, ist unbestritten. Und dass es zu jeder Regel Ausnahmen gibt, ist auch klar. Led Zeppelins „Stairway to Heaven“ ist acht Minuten lang, aber trotzdem ein Riesenhit und läuft immer noch viel im Radio. Es reicht an dieser Stelle zu sagen, dass professionelle Künstler genau wissen, wann und warum sie Regeln brechen. Es handelt sich nicht um Willkür. Immer dann, wenn erfolgreich Regeln gebrochen werden, sollte man sich genau anschauen, in welchem Kontext das geschah. Es gibt immer Gründe, aus denen ein solcher Verstoß den Erfolg nicht verhinderte.

Norm

Befolgt man die Regeln, heißt das noch lange nicht, dass man einen Hit geschrieben hat. Ein großer Teil der Musik, die ehrgeizige Künstler etwa auf Soundcloud hochladen, entspricht den Normen von Popsongs. Und dennoch wirken sie langweilig und uninspiriert, selbst wenn die Produktion sehr professionell klingt. In den meisten Fällen fehlt das Originelle an der Musik, aber noch wichtiger: Sie spricht dem Zuhörer nicht aus dem Herzen.

Sprachrohr

Ab hier wird es interessant, denn was will Popmusik eigentlich? Im Endeffekt kommuniziert Popmusik das, was wir fühlen und was wir sagen wollen. Sie spricht für uns. Häufig sagt sie das, was wir uns selbst nicht trauen zu sagen. Silbermond sangen „Du bist das Beste, was mir je passiert ist“ und blieben damit 85 Wochen lang in den deutschen Charts, sechs davon auf Platz eins. Die Band wusste genau, was der Song bewirkte. Die Single erschien rechtzeitig vor Weihnachten, man ließ Platz auf dem CD-Cover für Widmungen und packte ein Instrumental und Noten und Akkorde auf die CD, damit die Käufer eine eigene Version davon aufnehmen konnten. „Das Beste“ sprach das aus, was unzählige Deutsche ihren Liebsten sagen wollten. Es war das perfekte Weihnachtsgeschenk für den Partner.

Oftmals sind es nur wenige Worte, die einen Song zum Hit machen. Der Rest des Textes wird häufig nicht einmal wahrgenommen. „Müssen nur wollen“ von Wir sind Helden ist großteils missverstanden worden. (Es ist eigentlich eine Kritik an überpositiven Motivationstrainern.) James Morisson sang „You give me something…“, und niemand hörte den Rest des Textes „…that makes me scared“. Die Betonung dieser einen Zeile, die hängen bleibt, der „Hook“, spielt eine große Rolle. Interessanterweise gibt es bei englischsprachigen Liedern einen großen Unterschied zwischen Hits in Deutschland und Hits in englischsprachigen Ländern. Die Muttersprachler nehmen die englischen Texte ganz anders wahr als wir. Was nicht selten zu ganz anderen Hiterfolgen führt.

Manchmal sind es nicht nur die Texte, sondern die Gesamtstimmung eines Stücks, die der des Zuhörers entspricht. Das trifft vor allem auf Clubmusik zu. Auch Michael Jackson war wohl mehr für seine zum Tanzen animierenden Stücke bekannt als für seine Texte. Oder The Boss Hoss: Der erfolgreiche Film „Walk the Line“ setzte neue Trends und ebnete den Weg für die Berliner Cover-Cowboys.

Aber was fehlt vielen dieser Songs zum Eintritt in die Hall of Fame aller Zeiten?

Zeitgeist

Die größten Hits der bisherigen Popmusik trafen alle den Nerv ihrer Zeit. Auch sie gaben das wieder, was die Leute fühlten und dachten. Aber zusätzlich handelte es sich um größere Veränderungen im Gemütszustand der Gesellschaft. Die Amerikaner mögen das lächerlich finden, aber David Hasselhoff sang „I’ve been looking for freedom“, als die Berliner Mauer fiel. Kein Wunder, dass die Single acht Wochen lang auf Platz eins war. Grönemeyers „Mensch“ („…weil er lacht, weil er lebt, und du fehlst…“) war sein erster Nummer eins Hit. Die Trauer, die in diesem Lied zum Ausdruck kommt, sprach all den Menschen aus dem Herzen, die zur damaligen Zeit mit dem Jahrhunderthochwasser ihre Häuser verloren.

An diesen Beispielen kann man sehen, dass sich solche Megahits kaum planen lassen. Es handelt sich oft um Zufälle, die einen „Sprachrohr-Hit“ zu einem „Zeitgeist-Hit“ machen. Xavier Naidoos Single „Dieser Weg“ („…wird kein leichter sein“) erlebte eine regelrechte Wiedergeburt, als bekannt wurde, dass 2006 die deutsche Nationalmannschaft unter Jürgen Klinsmann in der Umkleidekabine diesen Song hörte, um sich Mut zu machen. Deutschland machte etwas Ähnliches durch, und so wurde der Song zum Soundtrack der WM, zumindest in Deutschland. Auch die Nachfolgesingle „Was wir alleine nicht schaffen“ („…das schaffen wir dann zusammen“) ritt auf derselben Welle. Das Team um Naidoo hatte schnell erkannt, was die deutschen Zuhörer fühlten, und Sönke Wörtmanns „Deutschland. Ein Sommermärchen“ war die perfekte Promotion.

Oftmals geht mit gesellschaftlichen Veränderungen die Möglichkeit Hand in Hand, neue Musikstile zu etablieren. Viele der erwähnten Künstler haben ihren ganz eigenen Stil, der zum Zeitpunkt ihres Erfolgs neu war. Ich empfehle jedem Künstler mit Ambitionen, viel Zeit damit zu verbringen, etwas Eigenes, Neues zu erschaffen, anstatt von bereits bekannten Künstlern zu kopieren. Manchmal reicht es schon aus, zwei Musikstile zu mischen. Das ist immer noch besser, als im Sumpf der Nachahmer unterzugehen.

Die Stimme

Wir Musiker neigen oft dazu anzunehmen, dass der Zuhörer all die Details hört, die wir in unsere Musik packen. Basslinien, Drum-Fills, Akkord-Voicings. Die Wahrheit ist: Die meisten Zuhörer achten vorwiegend auf den Gesang. Das bedeutet Text (siehe oben), Melodie und Stimme. Dabei wird der Einfluss der Stimme oft unterschätzt. Meiner Meinung nach gibt es hier sogar kulturelle Unterschiede. Der Blick auf die Liste der erfolgreichen Sänger und Sängerinnen vermittelt mir den Eindruck, dass die Deutschen auf bestimmte Typen stehen. Da gibt es die Männer mit den leicht rauchigen Stimmen, etwa Bryan Adams oder James Blunt. Und die tiefe, dominant männliche Stimme von Till Lindemann (Rammstein) oder „Der Graf“ von Unheilig. Unter den Sängerinnen findet sich der zierliche, zerbrechliche Typ wie Annett Louisan oder Britney Spears. Oder die selbstbewusste Frau wie Alanis Morissette, Madonna und ein Großteil der amerikanischen R&B-Sängerinnen, wobei Madonna ja auch in der zerbrechlichen Ecke anfing („Like a virgin, touched for he very first time“). Die Stimmen spielen mit den heimlichen Träumen der Hörer, seien es männliche Zuhörer mit Beschützerinstinkt oder Mädchen, die gerne eine starke Frau wären.

Aber immer sind es Extreme. Fans wollen kaum Ordinäres. Neuartige Stimmen erregen Aufmerksamkeit. Polarisieren sie, umso besser. Mittelmaß geht im Allgemeinen unter. Dabei kann ein Sänger oder eine Sängerin technisch sehr gut sein. Aber wenn die Stimme nichts Eigenes hat, fällt sie nicht auf. Häufig sind es ja die Imperfektionen und Ungereimtheiten, die eine Stimme interessant macht. Am besten ist das bei professionellen Cover-Bands zu sehen. Oftmals stehen hier Sänger und Sängerinnen mit formaler Gesangsausbildung auf der Bühne. Plötzlich klingen die Songs nur halb so interessant, obwohl sie perfekt nachgespielt werden.

Hier ist ein witziges Video mit der Sängerin Jewel, die verkleidet auf einer Karaoke-Party auftritt:

http://www.funnyordie.com/videos/4a87d48fdd/undercover-karaoke-with-jewel

Ihre Stimme wird sofort erkannt und reißt das Publikum mit, obwohl ihr Äußeres ihre Identität nicht preisgibt.

Produktion

Der technisch versierte Musiker schraubt gerne am Sound seiner Produktion, kauft sich noch bessere Kabel und investiert in hochwertigere Plugins. Das kann alles nicht schlecht sein, und in manchen Musikrichtungen, etwa Electro, spielt der Sound eine sehr große Rolle. Aber in der allgemeinen Popmusik gab es unzählige Hits, die sicherlich nie in der Hitliste der besten Produktionen landen würden. Der Mainstream hört Musik im Supermarkt, auf einem kleinen Kofferradio im Büro, auf schlechten Auto-Boxen oder mit dem Laptop. Wenn der Hit stimmt (siehe oben) und die Produktion auf diesen Endgeräten in Ordnung klingt, reicht das für die meisten Menschen aus. Umgekehrt stellt man fest, dass die Songs, die die großen Mischer und Produzenten hoch loben wegen ihrer Soundqualität, meistens völlig unbekannt sind. Die Produktion ist ein Faktor, aber bei weitem nicht der entscheidende.

Ein interessanter Punkt dabei ist, dass Musikstil, Zielpublikum und Produktion zusammenhängen. Viele U2 oder AC/DC Songs sind für die großen Stadien geschrieben und produziert, während man sich Norah Jones mit den Songs ihrer ersten Alben eher in kleinen Bars oder sogar im eigenen Wohnzimmer vorstellen kann. David Byrne hat das weiter analysiert:

http://www.ted.com/talks/david_byrne_how_architecture_helped_music_evolve.html

Letztendlich

Alle Faktoren sind wichtig, um Musikern zum Erfolg zu verhelfen, aber wenn die Musik selbst nicht stimmt, wird es nichts mit dem Erfolg. Jeder Musiker sollte als allererste Priorität sich darum kümmern, seinen eigenen, einzigartigen Sound zu finden und Songs zu schreiben, die dem Publikum eine Stimme geben und sie bewegt. Das ist natürlich leichter gesagt als getan, denn wer nur für das Publikum schreibt und sich selbst dabei vernachlässigt, wird das Publikum nicht erreichen, weil dazu die Glaubwürdigkeit fehlt. Aber wer die Regeln nicht kennt, verlässt sich auf pures Glück, und das ist im Musikbusiness sehr dünn gesät. Derjenige Musiker, der Songs schreibt, die ihm selbst gefallen und die auch noch beim Publikum (und zwar nicht nur die engsten Freunde, die sowieso keine negative Meinung äußern dürfen) ankommen, hat gute Chancen.

16 Gedanken zu “Das Allerwichtigste am Erfolg: die Musik

  1. Das ist ein guter Artikel und zumindest ein Teil der Wahrheit. Es gibt so viele Erfolgsfaktoren wie Sand am Meer. Alles weitgehend ‚richtig‘ zu machen erhöht nur die Wahrscheinlichkeit von Erfolg. Wahr ist jedoch, dass viele Newcomer sich mehr um Marketing als um ihre Musik kümmern. Das geht garantiert schief.

  2. Hallo Herr Autor,

    bitte lesen Sie mal die Nachrichten in dem Facebook-Profil, das Sie für diesen Blog angelegt haben.

    Vielen Dank!

  3. Sehr gut und stimmig geschrieben. Aus meiner Sicht sind die dargestellten Gedankengänge absolut zutreffend. 🙂

  4. Guter Artikel. Wobei die großen Labels eh den Sound und alle Künstler konstrollieren, von daher haben sie immer Erfolg, spielt dann eher weniger ne Rolle ob der eine Künstler nix reißt, wenn man andere Topstars hat die fette Kohle einbringen. Das Image wird ja ausgesucht bzw. abgestimmt, es ist für jeden was dabei: Wenn du es laut und knallig magst, wenn du es ruhig und harmlos magst usw. Dazu erledigen Videos, Outfits und Skandale bzw. Medienberichte ihr Übriges. Plastic-Casting Schrott wie One Direction oder anderes Zuchtzeug ist kalkuliert und bringt meist Erfolg, zumindest kurzfristig genug (und in den Staaten länger als bei uns die DSDS Deppen) und dann kommt die nächste Gruppe. Die Regeln muss man doch gar nicht kennen, wozu gibt es den den Druck der Plattenfirma, Videos, Produzenten? Wenn du über die Stimme, Optik und sonst noch Instrument- oder Präsentationstalent verfügst und mit dir machen lässt, dann pfeift das eigentlich (so fern du zur richtigen Zeit auftauchst mit freschem Sound).

    Natürlich stimmt es, es gibt Sänger wie James Blunt oder Steven Tyler, die jetzt nicht die klassisch schöne Stimme haben, aber darum geht es auch gar nicht. Dafür passt der Sound und der Gesang ist einzigartig (bin jetzt kein unbedingter Fan beider). Als Musterbeispiel gilt für mich Astrud Gilberto. Wer sie kennt, weiß um ihren Akzent und ihre sehr durchschnittliche Singstimme. Und dennoch macht gerade dies den Charm aus. Da kann eine mit einem 100x besserern Stimmvolumen wie Christina Aguilera oder die früheren Mariah Carey nicht gegen ankommen (für mich), diese Damen übertreiben es auch maßlos mit ihrem hohen Rumgesinge. Ich finde der Gesang muss zum Sound passen. Und die Stimme muss das gewisse Etwas haben, sie muss einen hohen Wiedererkennungswert besitzen. Gibt viele Stimmen in dieser Kategorie.

    Noch kurz zu den deutschen Titeln: Die Infos zu „Das Beste“ hinterlassen für mich als Nettfinder des Liedes (ist auch zugegeben hübsch) einen faden Beigeschmack der absoluten Kalkulation. Natürlich will die Band und das Label Erfolg haben, aber wenn man sich das aus diesem Blickwinkel anguckt, wirkt es einfach nur noch wie ein runterschriebenes „kommt, wir schreiben jetzt etwas, was die Leute berührt und machen dick Kasse“ Lied statt etwas das wirklich aus dem Herzen des Künstlers stammt (war der Song aber nicht an den Vater der Silbermond Sängerin gerichtet? Oder war das nur Verschleierung?).

    Ich mache mir über das Thema als großer Musikfan (aber nicht der des Radiopop Mainstreams) schon Gedanken. Für mich muss Musik einfach gut sein und da ist es mir egal wie die Band aussieht, höre viel Trance Musik die auch viel instrumental ist und da ist es Latte ob der Sänger blonde Haare oder ein cooles Outfit hat. Videos sind ohnehin oftmals billiger Bitchkram. Leider machen Videos zu oft die Musik.

  5. Ein guter Artikel, der das Wesentliche eines erfolgreichen Popsongs herausarbeitet. Das Coverbands die Songs langweiliger darbieten trotz perfekt ausgebildeter Stimmen kommt vor, insbesondere bei vielgebuchten Musikdienstleistern dieser Art. Wer aber mal einen Benji Rose von der Partyband Fresh Musik Live mit einer Daniel Merriweather Nummer erlebt hat, weiß dass es manchmal auch umgekehrt sein kann.

    • abgesehen davon, dass kommerziell orientierte popsongs tatsächlich so funktionieren, sofern sie mit dem kalkül eines raffinierten produzenten fabriziert worden sind, treffen diese aussagen natürlich auf die großen klassiker der rockmusik nur bedingt zu. es gibt zahlreiche große hits ohne wirklichen refrain, abgedrehte texte, die niemand versteht, widerborstige einfälle und vieles mehr.
      doch auch popsongs funktionieren nicht, sie sind weiterhin ergebnisse des zufalls. hinterher zu erklären, warum etwas ein hit wurde, ist kein großes kunstwerk. bis jetzt ist es nicht einmal dieter bohlen gelungen, einen voraussagbaren hit zu produziren, auch er muss sich mit flops abfinden – obwohl es kaum jemanden gibt, der mehr erfahrung hat und raffinierter und kommerzieller vorgeht als er. ich verteidige ausdrücklich das gesetz des zufalls und der courage, der wahren kunst hinter dem schönen schein und vor allem die fehlende voraussagbarkeit gegen dioe besserwisserei. manche songs sind einfach deswegen hits geworden, weil sie gut sind. danke fürs lesen.

    • ich würde behaupten, dass es äußerst wenige große hits gibt, die nicht mindestens eine dieser regeln befolgen. und diese wenigen reiten dann auf dem bereits existierenden erfolg des künstlers. wer behauptet, ein unbekannter künstler hat einen großen hit gelandet ohne struktur und sinnlosem text, soll beispiele nennen.

      dass man durch kenntnis dieser regeln gleich erfolgreiche hits schreibt, wird hier nirgendwo behauptet. die meisten professionellen songwriter kennen alle diese regeln, und dennoch sind die wenigsten von ihnen sehr erfolgreich. es ist – wie erwähnt – andersherum: wer die regeln *nicht* kennt oder – noch schlimmer – nicht befolgt, überlässt es dem zufall. die erfolgsquote ist dann minimal bis null.

  6. kann man nichts hinzufügen habe mir selber viel Stichpunkt aufgeschrieben die ich mir merken werde. Klasse beschrieben:-)

  7. Es tut mir leid aber das ist bis jetzt mit ABSTAND der größte Unsinn den ich je gelesen habe zu dem Thema. Was vielleicht noch zutrifft ist die eingängige Hook, im übrigen bin ich jedoch ziemlich überzeugt davon, dass sich der Musikmarkt zu einem Teil inzwischen selber reguliert – mit anderen Worten : Angebot reguliert Angebot. Da Popsong sowieso alle gleich klingen : http://bodmusic.com/wordpress/2013/04/wieso-popmusik-immer-gleich-klingt-eine-theorie/ braucht man inzwischen nur noch an den richtigen Hebeln zu ziehen damit auf jedenfall DEINE und nicht die Musik eines anderen von der Industrie hochgepusht wird – WICHTIG : noch das richtige Image dazu und bam… fertig ist der generische Popstar (Bsp siehe: Justin Bieber, Lady Gaga etc.) – aber eigentlich ist selbst das egal… mit dem richtigen Management/Connections können heute die größten Volldeppen Popstars werden – und das ist noch mit NICHTEN eine Untertreibung…

    • Klingt nach einem selbsternannten Experten („Angebot reguliert Angebot“), der die inneren Vorgänge der Musikindustrie noch nicht gesehen hat, sie aber trotzdem kennt (weil, hey, Justin Bieber kennt doch jeder). Wenn es denn so einfach wäre wie beschrieben, dann wäre die Quote von Flop vs. Erfolg der Plattenfirmen nicht etwa 9:1 oder niedriger, sondern jeder gesignte Act wäre ein kommerzieller Erfolg. Nach dieser Logik müsste es den Majors blendend gehen, denn die genannten „generischen“ Popstars werfen auch heutzutage große Gewinne ab.

      Dass Mitläufer mit Imitationen bekannter Hits einen gewissen Erfolg erzielen können, ist in jeder Musikrichtung so. „Popmusik klingt immer gleich“ hat da Ähnlichkeit mit der Aussage „Afrikaner sehen alle gleich aus“. Für die meisten Nicht-Metaller klingt Metal immer gleich. Dub Step klingt immer gleich. Ska klingt immer gleich. Dieses Argument lässt sich für fast alles aufstellen und bringt leider keine neuen Einsichten.

  8. Leider verlieren viele den Bezug dazu, weswegen sie begonnen haben Musik zu machen. Bei Konzerten merkt man oft, dass die Band nur ihr Programm runter spielt, beim Merchandise gibt es nicht nur T-Shirts und Platten, nein oft auch Werbekugelschreiber, Notizblöcke, USB Sticks etc.
    Bei der Produktion der Platten wird oftmals Quantität Qualität vorgezogen, wegen eines billigeren Produktionspreises.
    Hier muss ich sagen, ich bevorzuge, dann Bands, welche wirklich dahinter sind, von mir aus auch ihre Songs als Homerecording aufnehmen, ist für mich authentischer!

  9. hm also so ist das
    wer sich um erfolg kümmert verliert das gespür für den sinn seines sounds und filtert dann alles weg was nicht so klingt wie angeblich früher erfolgreich .
    bis dann alles wegefiltert wird und die kreativie depression ensteht.gute nacht

  10. Danke an den Autor für diese weisen Worte! Einiges hab ich mir als Amateurmusiker dazugemerkt! Ja ich denke zum einen die charakterliche Ausstrahlung des Songs ( Stimme/Instrument) als auch das Gesamtbild sprechen mich immer noch am meisten an. Die Vermarktung ala DSDS usw. finde ich abstoßend und überflüssig. Leider stirbt meine „Generation“ scheinbar aus und es ist so, wie bereits mehrfach erwähnt, nur noch Zielorientiert und Kommerzialisiert. Schade! Schade auch, dass unsere Kids das als “ normal“ empfinden; Musik nicht mehr so wirklich als künstlerisches Werk des Künstlers entdecken, sondern vielmehr nur noch das Produkt der vor genannten “ Produzenten“ anhören müssen. Gut das es noch die kleinen Clubs gibt, wo Selfmade-Musik gespielt wird OHNE professionelles eingreifen Dritter. Musik pur.. Leider rar gesäht und nicht stark frequentiert. Meine Meinung und mein Eindruck!
    musicus

  11. În vielen Dingen möchte ich dem Autor Recht geben. Gutes musikalisch handwerkliches können ist durchaus ein Faktor. Doch denke ich, dass die Rolle des Marketings hier weit unterschätzt wird. Je nach Auffassung des Unternehmers beschränkt sich Marketing nicht nur auf Werbung. Marketing kann, und tut es vor allem in der Musikindustrie, bei der Herstellung eines Produktes beginnen. Als Musiker ist man Hersteller (seiner Musik) und auch Unternehmer. Man muss sich verkaufen. Als Beispiel meiner Behauptung führe ich eben die Casting-Shows an. Dort werden für fertige Produktkonzepte eben die passenden Leute gesucht. Unter diesem Blickpunkt ist es nicht verwunderlich, warum manchmal gute Musiker nicht weiterkommen.
    Marketing beginnt hier bereits bei der Produktentwicklung.

    Mit von der Partie in diesen Casting-Shows ist das Beste Beispiel, was Marketing bewirken kann: Hr. Dieter Bohlen. Gem. eine Dokumentation hat dieser vermeintliche Musiker keinen Ton auf seinen Platten gesungen. Sämtliche Parts, die er singt, sind demnach von gekauften Studiosängern aufgenommen. Dennoch hat er Millionen an Tonträgern verkauft. Von Musikern belächelt und zerrissen zählt er heute medial als „Poptitan“. Demnach nicht, weil er „gute“ (also künstlerisch anspruchsvolle) Musik machte, sondern weil er viel verkaufte.

    Ein weiters Beispiel ist der Altstar Elvis Presley. Es gibt Dokumentationen, die aufzeigen, wie er als gutes Produkt regelrecht verheizt wurde. Die Strategie, welche dabei verfolgt wird, ist eigentlich recht einfach und wird immer wieder angewendet: möglichst viele Auftritte, möglichst viele Songs (die nicht sebstgeschrieben sein müssen. Oben genannter Altstar hat die wenigsten Lieder selbst geschrieben), möglichst viel Präsenz.
    Richtig ist aber auch: ohne ein Produkt lässt sich nichts verkaufen. Und ein gutes Produkt lässt sich leichter verkaufen als ein schlechtes. Im Hinblick auf einen finanziellen Erfolg haben sich eine einfache Melodie, eine einfache Struktur eher bewährt.

    Der nächste Punkt für die Wichtigkeit des Marketings zeigt die derzeitige Musiklandschaft in Bezug auf Sprache. Sicher hat sich der eine oder andere Musiker gefragt, warum die Englisch im nicht nur im deutschsprachigen Raum derart dominiert? Ich habe mich früher auch gefragt, ist die englische Sprache besser als andere? Die einfache Antwort ist: Nein! Die US-Musikindustrie drängt einfach mit einem riesigen finanziellen Budget auf europäische und und andere Märkte und erdrückt quasi die heimischen Künstler. Warum? Der Grund steckt im Wort: Musikindustrie. Es geht hier nicht um gute oder schlechte Musik. Es geht eigentlich überhaupt nicht um Musik, sondern um verkaufbare Ware. Und als solches muss sich der „Künstler“ betrachten: als Ware. Da auch Medien Teil der Maschinerie sind und auch das eine Industrie ist, wird deutlich: es geht um den Verkauf. Menschen sind nicht erst berühmt und stehen dann in der Zeitung, sondern sie sind berühmt und der Name verkauft sich, WEIL sie in der Zeitung stehen. Und für dieses „Pushing“ fließt Geld. Viel Geld. Es gibt nur wenige, Gegenbeispiele, die es aber im Einzelnen zu untersuchen gilt. Im Großen und Ganzen kann aber gesagt werden: Raus an Masse (an Songs und Auftritten für den Künstler, an Künstlern für die Agenturen), irgendwas wird dabei sein. So sieht die aktuelle „Marketingstrategie“ aus. Und das lässt sich beobachten.

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