Wie man bei einem Label (nicht) Musik lizensiert

Delamar hat versucht, für ein YouTube-Video offiziell bei einem Label Musik zu lizensieren:

Mittlerweile haben wir das Angebot von dem Label und von dem Musikverlag bekommen. Wir haben uns dagegen entschieden, da uns 750,- Euro plus GEMA-Gebühren für 15 Sekunden Musik über eine Laufzeit von drei Jahren zu teuer waren.

Die Geschichte ist nicht verwunderlich, wenn man selbst mal mit Major Labels zu tun hatte. Dass es diese Urgesteine überhaupt noch gibt, liegt lediglich daran, dass das Urheber- und Leistungsschutzrecht sie künstlich am Leben hält.

Das Allerwichtigste am Erfolg: die Musik

Die drei Eckpunkte des Erfolgs als Popmusiker habe ich bereits aufgeführt: Musik, Image und Marketing. Wenn man sich die Charts anschaut oder das Radio einschaltet, mag es aussehen als sei die Musik nicht immer entscheidend für den Erfolg eines Künstlers. Das ist Ansichtssache. Geschmäcker sind verschieden. Es gibt viele Leute, die auf diese Musik stehen und Geld für sie ausgeben. Sonst wäre sie nicht erfolgreich. Nun also zur Frage: Was macht einen Hit aus?

Aus meiner Sicht gibt es vier Stufen für Popsongs:

Pyramide der Musikhits

Willkür

Am unteren Ende befinden sich all die Songs von überwiegend unbekannten Künstlern, die oftmals Weiterlesen

Video über das Musikbusiness

Und leider ist das nur die blanke Theorie. Wie viel Geld ein Musiker tatsächlich erwarten kann, wird natürlich nicht gesagt.

Interessant finde ich an diesem Video insbesondere, dass erst all die schönen Möglichkeiten aufgezählt werden, wie Musiker Geld verdienen können, am Ende aber keine der beteiligten Institutionen wirklich irgendetwas garantieren können. Das wurde hier ja schon ohne Ende breit getreten.

Man sollte sich vor Augen führen, dass dieses ganze Modell ja schon so kompliziert ist, dass ein Neuling dieses Video wahrscheinlich mehrfach anschauen muss, um alle Zusammenhänge zu verstehen. Und genau deshalb sei darauf hingewiesen, dass es überhaupt nicht so sein muss wie beschrieben. Man muss nicht Mitglied der GEMA sein, man braucht keinen Plattenvertrag und erst recht keinen Musikverlag. Ich verkaufe meine Musik zum Beispiel selbst. Einnahmen – Ausgaben = Gewinn. Ganz banale, freie Marktwirtschaft. Und es kommt dabei mittlerweile mehr raus als zu den Zeiten, als ich noch bei einem Major Label unter Vertrag war.

Die 3 Komponenten des Erfolgs im Musikbusiness

Bisher ging es in diesem Blog verstärkt um die aktuelle Situation aller Beteiligten im erweiterten Major Label Umfeld. Natürlich drängt sich beim Lesen die Frage auf: Wenn ein Major Label Deal so gut wie nie zum Erfolg führen kann, wie kann man es als Musiker dann schaffen? Nach jahrzehntelangen Beobachtungen, vielen Gesprächen mit erfolgreichen und erfolglosen Musikern sowie den Drahtziehern der Branche und natürlich den eigenen Versuchen erfolgreich zu werden bin ich zum folgenden Schluss gekommen: Die drei Eckpunkte des kommerziellen Erfolgs als Musiker sind Musik, Image und Marketing.

  1. Musik: Natürlich muss die Musik stimmen. Und ich behaupte mal, dass das der wichtigste der drei Kriterien zum Erfolg ist. Das mag trivial erscheinen, aber unglaublich viele Bands, die Musik machen, die niemanden interessiert, sind trotzdem fest davon überzeugt, dass sie mit dem richtigen Marketing (d.h. dem Major Label) erfolgreich werden können. Mir fällt nur eine Kategorie von Künstlern ein, in der das zutrifft: die Musiker aus Castingshows. Aber selbst da „stimmt“ die Musik fast immer, so dass ich das auch gleich wieder revidieren muss. Was ist aber die richtige Musik? Darüber gibt es demnächst einen separaten Blogeintrag.
  2. Image: Tokyo Hotel hatten einen weltweiten musikalischen Erfolg, „Durch den Monsun“. Der Rest war ihr Image. Man muss aber auch nicht aussehen wie Tokyo Hotel. Kurt Cobain, Michael Jackson, Madonna, Lady Gaga, Xavier Naidoo – alle hatten bzw. haben ihr eigenes spezielles Image, das wir alle kennen und das sie vom Normalbürger unterscheidet. Wer nicht auffallen will, wird es extrem schwer haben, auch wenn die Musik gut ist. Fans interessieren sich für die Personen hinter der Musik. Sie wollen zu ihrem Star heraufschauen. Ohne ein eigenes Image kommt man maximal in diversen Sparten (etwa elektronische Musik) weiter, und selbst da wird es schwer.
  3. Marketing: Stimmt die Musik und das Image, muss das nicht heißen, dass irgendjemand davon erfährt. Das richtige Marketing stellt sicher, dass das Produkt die Zielgruppe erreicht – würde der BWLer sagen. Die klassischen Hilfsmittel sind: Konzerte, Radio, TV, Internet, Street Promotion. Es mag Fälle geben, in denen die Musik und das Image ausgereicht haben, um eine Lawine auszulösen, auf Neudeutsch ein viraler Effekt. Aber im Allgemeinen steckt viel Arbeit dahinter, einen Künstler zu etablieren, und das bekommen Außenstehende nur selten mit.

Viele Künstler haben einen eigenen Schwerpunkt in diesem Dreieck. Die Band Ok Go konnte mit cleveren YouTube-Videos (Marketing) punkten. Eminems provokativer Auftritt – sein Image – ist ein großer Teil seines Erfolgs. Bei Grönemeyer spielt sicherlich die Musik eine größere Rolle. Aber bei den größten Erfolgen sind alle drei Komponenten zu 120% vorhanden. Fehlt eine, wird es schwierig, wenn nicht sogar unmöglich, bekannt zu werden.

Übrigens beziehen sich die aktuellen Veränderungen in der Musikbranche nur auf den dritten Punkt „Marketing“. Die Hilfsmittel sind nun andere, und es erschließen sich mehr Musikern die Möglichkeiten, die früher nur den Major Labels vorenthalten waren. Aber während sich der Geschmack der Hörer verändert, und das war ja schon immer so, bleiben die Regeln für Musik und Image unverändert. Wer erfolgreich sein will, muss erst einmal hier anfangen.

That’s a Wrap!

Im Großen und Ganzen war’s das. Ich habe in diesem Blog alles über den Wahrheit in die Musikbusiness geschrieben, was ich schreiben wollte. Die schönen sowie die nicht so schönen Seiten. Viele der Artikel waren schon vor Beginn des Blogs verfasst. Jetzt sind sie veröffentlicht, und ich bin therapiert. Vielleicht mache ich irgendwann noch ein E-Book draus. Wenn ich mal Zeit habe. Es folgen jetzt erst mal nur noch ein paar kleine Hinweise, Links oder Updates.

Falls Ihr noch unbeantwortete Fragen habt, hinterlasst Kommentare (ich lese sie alle), dann kann ich noch was dazu schreiben. Ansonsten danke fürs Lesen und viel Glück mit Eurer Musik-Karriere!

Hier noch ein kleiner Überblick über die Highlights der letzten 12 Monate:

ps. Mein ursprünglicher Plan war, als zweiten Teil des Blogs Artikel zum Thema zu schreiben: „Wie man in der neuen Musikwelt erfolgreich sein kann.“ Ich habe Ideen dazu, und vielleicht irgendwann auch die Zeit, aber das ist ja immer mit Vorsicht zu genießen. Denn ich selbst bin noch nicht so weit, wie soll ich dann wissen, wie’s geht? Ich will also noch nichts versprechen.

Talente und Karrieren

Wenn ein Produktmanager einer Plattenfirma einen Marketing-Plan aufstellt, sieht das in etwa so aus:

  • Unsere Radiopromoter bemühen sich um Airplay.
  • Unsere TV-Promoter bemühen sich um TV-Rotationen.
  • Unsere Webdesigner designen eine Website und eine MySpace/Facebook-Seite.
  • Die Booking-Agentur organisiert Konzerte für den Künstler.
  • Profit!

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MySpace

Ich habe den folgenden Artikel schon vor längerer Zeit geschrieben. Wahrhscheinlich sind diese Dinge mittlerweile jedem bewusst. Das war damals noch nicht so. Vielleicht müsste man jetzt über Facebook schreiben oder so. Ich habe mich entschlossen, ihn trotzdem zu veröffentlichen.

Wie bei all diesen Artikeln kann der Inhalt nur eine Momentaufnahme sein. Insbesondere bei allen Internet-Themen wird man wahrscheinlich in ein paar Jahren lächelnd zurückschauen. MySpace war bis vor wenigen Jahren noch völlig unbekannt in Deutschland. Mittlerweile scheint jeder Musiker eine MySpace-Seite haben zu müssen. Interessanterweise wanderten in den USA die Mitglieder schon zu dem Zeitpunkt zu Facebook ab, als MySpace gerade erst in Deutschland Fuß fasste. Plötzlich musste jeder auf MySpace sein. Bei den meisten Bands war das die gesamte Marketing-Strategie. Weiterlesen